Aktuell

Linker Haken beim Schattenboxen

Im Gegensatz zur Pandemie schlittern wir sehenden Auges in die nächste Katastrophe für Wirtschaft und Gesellschaft. Spätestens ab 2025 droht uns jeweils in den Wintermonaten eine Strommangellage mit verheerenden Auswirkungen für unser Land.

Aktuell überbieten sich deshalb Politikerinnen und Politiker mit (guten und schlechten) Ideen, um die Stromversorgungssicherheit auch in Zukunft sichern zu können. Dabei geht es darum, kurzfristige, mittelfristige und langfristige Lösungen zu finden, welche Energie- und Klimapolitik in Einklang bringen. Viele Ideen zeugen von wenig Wissen über die komplexen Zusammenhänge in der Energieversorgung. Es entsteht der Eindruck, dass Bundesrat und Parlament ziemlich hilf-, rat- und strategielos agieren und niemand eine Ahnung hat, wie das (unnötig) selbstverschuldete Problem gelöst werden soll. 

Bundesrätin Simonetta Sommaruga und der Verband der Solarindustrie Swissolar fordern neu eine Pflicht zur Installation von PV-Anlagen auf allen Neu- und Bestandesbauten. Auch wenn wir Voten im Grossen Rat mitverfolgen, dann ist die Lösung zur Schliessung der Winterlücke der Zubau von noch mehr Solarenergie, obwohl dies (alleine) rein gar nichts zur Problemlösung beiträgt. Stattdessen müssen wir den im Sommer überschüssig produzierte Strom in grossen Mengen «in den Winter bringen». Die saisonale Speicherung ist unser Hauptproblem – oder als Alternative der Zubau von Kraftwerken, die zuverlässig und zu jeder Tages- und Nachtzeit Strom liefern. Und dazu gehören nun einfach weder PV-Anlagen noch Windkraftanlagen.

Aber zurück zur Solardachpflicht: Die Politik will nun also die Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer in die Pflicht nehmen. Sie sollen die Scharte auswetzen, welche durch die Unzulänglichkeiten in der schweizerischen Energiepolitik entstanden ist. Ich erinnere aber daran, dass gemäss Art. 6 des Energiegesetzes die Energieversorgung Sache der Energiewirtschaft ist und Bund und Kantone haben für die erforderlichen Rahmenbedingungen zu sorgen, damit die Energiewirtschaft diese Aufgabe im Gesamtinteresse optimal erfüllen kann.

Das Problem der Versorgungslücke nun einfach den Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern aufzubürden ist doch sehr einfach und zeugt vom fehlenden Willen, das Problem des drohenden Stromkollaps effizient und zielgerichtet anzugehen. Die Solardachpflicht widerspricht nicht nur dem Gesetz, sondern ist auch nicht die Lösung für das Winterstromproblem. Wer diese Solardachpflicht ernsthaft verlangt, der übt sich lieber im Lancieren von linken Haken beim Schattenboxen als sich mit aller Kraft, offenem Visier und frei von Ideologien für die sichere Stromversorgung als ein zentraler Baustein für den Wohlstand in unserem Land einzusetzen.

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