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Augen zu und durch! Kein Qualitätssiegel für pädagogische Methoden

In einer Interpellation wollte die FDP-Fraktion wissen, wie der Regierungsrat zur Einführung von neuen pädagogischen Methoden an unserer Volksschule steht. Die Antworten sind ernüchternd. Er schiebt die Verantwortung den Gemeinderäten zu. Ganz nach dem Motto: Augen zu und durch!

An der Aargauer Volksschule werden neue pädagogische Konzepte ohne Qualitätssiegel einfach eingeführt und ausgetestet. Wir Freisinnigen halten diese Tendenz für höchstproblematisch, weshalb wir dem Regierungsrat ein paar Fragen gestellt haben. Doch die Antworten sind ernüchternd.

Ungenügende Qualitätskontrolle und umstrittene neue Lernmethoden

Mir scheint, der Regierungsrat will nicht sehen, was an unserer Volksschule abgeht. So wollten wir nämlich vom Regierungsrat wissen, ob es qualitätssichernde Massnahmen wie ein Zulassungsverfahren für neue pädagogische Konzepte gebe. Nein, gibt es nicht. Die Methoden hätten sich nur an die Anforderungen des Lehrplans, den Vorgaben des Schulgesetzes und an den kantonalen Qualitätsansprüchen auszurichten. Es wird aber nicht systematisch geprüft, ob mit diesen Methoden die Bildungsziele erreicht werden können, bevor sie breit ausgerollt werden.

Doch von was sprechen wir überhaupt? Beispielsweise vom «Churermodell» oder von «Lernlandschaften». Diese Methoden würden gemäss Regierungsrat das «individualisierte, differenzierte und selbstgesteuerte Lernen» ermöglichen und hätten deshalb durchaus Platz. Aber um es mit den Worten meines ehemaligen Lehrers zu sagen: «Das können nur ganz wenige Kinder und Jugendliche, alle anderen sind damit komplett überfordert und lernen kaum etwas.» Ist das die Qualität, die wir von unserer Volksschule erwarten? Oder die Chancengleichheit für Kinder aus bildungsfernen Familien?

Oder gerade letzte Woche macht die az Aargauer Zeitung publik, dass an der Schule Würenlingen die Schulnoten abgeschafft wurden. Es kommt mir vor, wie wenn wir die Kinder mit keinen unangenehmen Tatsachen mehr konfrontieren wollen und staunen dann, wenn sie als Erwachsene mit dem Berufs- und Gesellschaftsleben nicht klar kommen. Wo das wohl noch hinführt?

PISA-Studie zeigt: Leistungsfähigkeit der Schweizer Schülerinnen und Schüler nimmt ab

Fakt ist: Die Leistung der Kinder, Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen hat über die letzten Jahrzehnte deutlich abgenommen. Das sind nicht einfach Behauptungen von uns Freisinnigen. Fragen Sie Lehrpersonen der Sek-II-Stufe, Lehrbeauftragte an den Universitäten oder Prüfungsabnehmer von Berufsverbänden wie dem Anwaltsverband. Und erst kürzlich im Dezember 2023 wurden die Ergebnisse der PISA-Studie 2022 veröffentlicht: Der Anteil an 15-jährigen Schülerinnen und Schülern, die im Bereich Lesen leistungsschwach sind, beträgt ein Viertel!

 

Interpellation

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